Meinung: Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder.
Vorwort: Es gibt Zeiten in denen komme ich mir schon etwas “irre” vor. Immer dann, wenn die Wahrheit ganz klar erkennbar ist und dennoch nicht wahr sein darf. Dann schreibe ich mir die Finger wund, gegen einen übermächtigen Mainstream, getrieben von der Idee der Fakten. Diese sollten immer ihren Weg finden. Unabhängige Blogger können meist nur die Nebenstraße zur Informationsverbreitung nutzen. Auf den Autobahnen fahren die Mainstream- und Staatsmedien. Dort nach Informationen bzw. nach Wahrheit zu suchen ist müßig. Doch Wunder geschehen. 2020 gewinnt den Preis ” Schnellmerker des Jahres” die Zeitung “WELT”. In ihren Print- und Onlineausgaben stellt sie am 04. Februar 2020 fest:
„Die meisten Bootsmigranten sind keine Flüchtlinge“
Auszüge aus dem Artikel der Welt: „Anders als häufig behauptet, handelt es sich bei den in Italien Ankommenden mehrheitlich nicht um Flüchtlinge. Hauptherkunftsstaaten von Bootsmigranten im Januar waren laut italienischem Innenministerium Algerien, Elfenbeinküste und Bangladesch. Im abgelaufenen Jahr lagen vor diesen Nationalitäten noch Tunesier und Pakistaner. […]
In Libyen ist immer noch das weltweit einzigartige Phänomen zu beobachten, dass Migranten in einen Bürgerkriegsstaat wandern, aus dem selbst kaum Einheimische fliehen. Hintergrund ist die Chance, über Libyen illegal in die Europäische Union (EU) einzuwandern.“ […]
Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/article205544573/Die-meisten-Bootsmigranten-sind-keine-Fluechtlinge.html?fbclid=IwAR3tirl0mjCBK6T_ZkEV6GaXtVWonzv-bMKrEXsUZlmOTSx14xwQXGdHFtk
Den gesamten Artikel verlinke ich am Ende dieses Artikels.
Was ist passiert? Warum jetzt? Warum dieser Paradigmenwechsel?
Ich bin ein skeptischer Mensch. Warum darf die Wahrheit bei der WELT nun unverhohlen wahr sein? Dazu drei Theorien. Ich schreibe absichtlich Theorien, da ich diese “Ideen” nicht belegen kann. Es sind sozusagen Gedankenspiele und die sind ja hoffentlich noch erlaubt.
1. Theorie: Wieder Journalismus um Geld zu verdienen
Print: Wir schauen uns einfach mal den “Zeitung (Print)- Bereich” an. Die WELT hat dort massiv eingebüßt. Gegenwärtig beträgt die verkaufte Auflage aufgerundet 107.800 Exemplare. In den vergangenen 10 Jahren ist eben diese Auflage um durchschnittlich 8,4 % pro Jahr gesunken. Im vergangenen Jahr soll sie sogar um 30,7 % gefallen sein.
Online hatte die WELT im Jahr 2013 rund 47 000 Abonnenten. Im Jahr 2016 sollen es laut Wikipedia 75 000 gewesen sein. Für 2019 spricht das Medium selbst von 100 702 digitalen Abonnenten und einer Steigerung von 26 Prozent gegenüber 2018.
Bedeutet? (wichtig für folgende Betrachtung: Jede verkaufte Zeitung und jeden digitalen Abonnenten behandeln wir zu Vereinfachung als einen Leser. Das ist zugegeben stark vereinfacht, aber der Analyse nicht wirklich abträglich.)
Wenn die Print- Ausgabe von 2018 zu 2019 einen Verlust von 30,7 Prozent verzeichnen muss und Online nur rund 26 Prozent gewinnt, dann verliert die WELT insgesamt betrachtet nach wie vor Leser – nämlich fast 5 Prozent im genannten Zeitraum. Nun könnten wir auf die Idee kommen, dass die Art der Berichterstattung des Mediums viele Leser verschreckt hat. Die Motivation wäre also eine Steigerung der Abonnenten, (die Auflage ist der WELT inzwischen eher zweitrangig, doch nicht egal,) um wieder Geld zu verdienen. Entschuldigung, an die Wiederentdeckung von Journalismus, aus moralischen Gründen, möchte/kann ich nicht glauben.
Woran ich allerdings glaube ist, dass die Verantwortlichen bei der WELT sehen, wie “alternative Medien” Reichweiten dazugewinnen. Womöglich tragen dazu auch ehemalige Konsumenten der WELT bei, die sich nun einfach anderwärtig informieren.
2. Theorie Chefredakteur gewechselt
Das Chefredakteure durchaus einen Einfluss auf die “Art” der Publikationen haben können ist wohl bekannt. Niemand wird bestreiten, dass DER SPIEGEL und SPIEGEL TV unter Stefan Aust andere Medien waren, als nach ihm. Allerdings habe ich Austs “Handschrift” als Herausgeber der WELT und in der Vergangenheit auch als ihr Chefredakteur nicht wirklich gespürt.
Wen ich allerdings als Chefredakteur wahrgenommen habe ist Ulf Poschardt. Der hatte zuvor, als Chefredakteur des Magazins der Süddeutschen Zeitung, Tom Kummers gefälschte Interviews und Storys ungeprüft publiziert.
Wer ist Ulf Poschardt
Bekannt wurde Poschardt 1995 durch eine Doktorarbeit zur “Kulturgeschichte des Diskjockeys von 1904 bis in die 1990er Jahre”. Nein, das ist kein Witz, das war Poschardts Dissertation. Abgesehen davon, dass seine Doktorarbeit durch renommierte Persönlichkeiten stark kritisiert wurde, ist sie doch aussagekräftig.
Sie lässt etwas über das Naturell des Mannes erahnen, der 2005 zur Wahl der FDP aufrief. Die Partei hatte zuvor beim Wahlkampf 2002 mit ihrer “Spaß-Wahlkampfstrategie “Projekt 18” viel Kopfschütteln ausgelöst. Wir erinnern uns – immer noch peinlich berührt. Die Bundestagswahl 2005 fand infolge der vorzeitigen Auflösung des 15. Deutschen Bundestags am 18. September 2005 statt. Poschardt allerdings muss die FDP zu diesem Zeitpunkt immer noch für wählbar gehalten haben. Vielleicht erhoffte er sich einen Auftritt als Diskjockey, auf dem “Guidomobil”. Die FDP agierte dann aber doch ernsthafter als 2002. Weitere bespielhafte Publikationen Poschardts:
- Über Sportwagen. Merve Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-88396-172-8.
- Einsamkeit. Die Entdeckung eines Lebensgefühls, 2006, ISBN 3-8225-0673-7.
Im März 2019 übernimmt Dagmar Rosenfeld den Chefredakteursposten bei der WELT.
Seit 2016 war sie stellvertretende Chefredakteurin von WeltN24. Sie ist eine Journalistin, die hauptsächlich aus dem Politik- und Wirtschaftsressort stammt. Nebenbei bemerkt war sie einige Jahre mit FDP-Generalsekretär Lindner verheiratet. Rosenfelds Autorenseite betrachtet, ist der Leser geneigt zu glauben, diese Frau ist schon eher eine Journalistin, obwohl “ihr” der Deutsche Presserat Ende 2017 eine Missbilligung aussprach. Damals vor der Bundestagswahl hatte Rosenfeld „Styling-Tipps für Politiker“ veröffentlicht und riet Christian Lindner, er solle bei der Wahl der Oberbekleidung für Werbespots künftig vorher die Ehefrau fragen.
Ich finde das ja schon fast witzig, doch der Presserat stellte „eine objektive Befangenheit der Journalistin“ fest. An dieser Stelle musste bei der Recherche schon lachen. Für “objektive Befangenheit” gibt es wohl durchaus kritikwürdigere Beispiele. Deutscher Presserat? Das Rosenfeld eher wie eine Journalistin tickt, dafür spricht auch ihr ironischer Tweet im April 2019. Die Frau reagiert damit auf die unkritische Berichterstattung des Sterns über den Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck: „Alle elf Minuten verliebt sich ein Stern-Redakteur in einen Grünen.“, schrieb sie.
Bedeutet? Es ist durchaus denkbar, dass sich ein Medium an dem Verständnis von Journalismus seiner Chefredaktion ausrichtet. Ob dies bei der WELT zutrifft und zu einem einschneidenden Paradigmenwechsel führte – ich bleibe skeptisch. Und nun? Jetzt folgt meine Lieblingstheorie. Danke das Ihr/Sie so lange durchgehalten habt/haben.
3. Theorie Wahlkampfvorbereitung für CDU/CSU
Der interessierte Beobachter stellt seit geraumer Zeit ein Erstarken der alten Union, der “WerteUnion” fest. Dazu gleich mehr. Ganz aktuell feiern sich natürlich die AfD und deren Anhänger. Zurecht reklamieren diese Protagonisten, die Verbreitung des Faktes „Die meisten Bootsmigranten sind keine Flüchtlinge“ für sich, da sie ihn schon lange, bevor ihn die WELT anerkannt hat, ausgesprochen haben. Für die Alternative wirkt die Schlagzeile wie ein Teilsieg. Doch müsste die Partei nun eher zittern, als zu jubeln, möchte ich behaupten. Denn sollte die “alte Union” aus CDU und CSU wieder zum Leben erwachen, was bleibt dann an politischen Positionen für die AfD?
Die Partei die hauptsächlich davon lebt, die alten konservativen Werte zu vertreten, ich sehe nicht, wo die einen Markenkern hätte, der sich von der “WerteUnion” bedeutend abhebt. Das Problem? Es gehört zur Natur der Menschen, dass sie schnell vergessen, auch das Treiben der Union in den letzten Jahren. Wie oft nach und vor Wahlen haben wir das erlebt? Ich behaupte, würde Angela Merkel keine Rolle mehr spielen und als Alleinschuldige ins Abseits geschoben, dann bekämen CDU und CSU große Wählerschichten zurück. Dann bliebe der AfD, wenn überhaupt, ich möchte bezweifeln, dass die UNION ein Bündnis mit der Partei eingehen würde, maximal eine Juniorpartnerschaft in einer Regierung. Doch wie es Juniorpartnern der UNION ergeht, konnte man bei der FDP und kann immer noch bei der SPD beobachtet werden.
Was passiert im Moment (übrigens nicht nur bei der WELT)?
Der neue/alte wiederentdeckte Konservatismus müsste nur gut vorbereitet werden, um den Wähler glaubwürdig zu erscheinen. Und da kommen nun die einflussreichen Medien wie die WELT ins Spiel. Diese bereiten mit ihren Veröffentlichungen den Boden, für jene Politiker die dann darauf laufen, sich darauf berufen können. Ich bin sehr stark davon überzeugt, dass die nächsten Programme zur Bundestagswahl von CDU und CSU sehr (noch viel mehr) denen der AfD ähneln werden. Es kann kaum anders sein, da die Fakten, gerade zum Thema Migration, Handeln erfordern. Alle, außer grünlinke Ideologen erkennen das. Meine Vermutung lautet also, wir werden in absehbarer Zeit eine Renaissance der “alten” CDU/CSU erleben. Im Moment geht es darum, diese Auferstehung glaubwürdig zu machen.
PS: Hier noch der Link zum Artikel der Welt: „Die meisten Bootsmigranten sind keine Flüchtlinge“